Phnom Penh (08.12. - 10.12.2011):
Zwei Tage habe ich in der Hauptstadt Kambodschas zugebracht. Ich weiß nicht, was genau ich erwartet hatte, aber ich war positiv überrascht. Es herrscht natürlich das übliche hektische Treiben auf den Straßen, aber es ist weitaus entspannter als z. B. in Hanoi oder Saigon. Aber vor allem die Menschen hier sind toll. Sie lachen wahnsinnig viel und es macht Spaß, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Und ÜBERALL Kinder, die einem "Hello" zurufen und zuwinken...und es wird nicht langweilig, zurückzuwinken ;-)
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Blick vom Guesthouse-Balkon |
Marktszenen:
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Da wird man doch glatt zum Vegetarier! |
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Zunge & Co. |
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Nichts für Arachnophobiker... |
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Pfui bah! |
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Wat Phnom von 1372. Von diesem Tempel stammt auch der Name Phnom Penh |
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Opfer für die Löwen-Statuen: Eier und Fleisch :-) |
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Die Eier wurden übrigens am Eckzahn der Statuen aufgeknackt und dann halboffen
hingelegt...möchte nicht wissen, wie das nach ein paar Stunden gerochen hat! |
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Eine Schulklasse beucht den Tempelelefanten |
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Promenade entlang des Flusses Tonlé Sap...so früh am Morgen
noch ganz schön leer! |
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Trimm-Dich-Parkour an der Promenade :-) |
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Joggen mal anders ;-) |
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Independence Monument |
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Friensdhip Monument (Kambodscha & Vietnam) |
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Platz vorm Königspalast |
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Der Mann auf dem Bild ist übrigens gar nicht mehr König, sondern sein Sohn |
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Wow! |
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Royal Palace |
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National Museum of Cambodia |
Da ich die Choeung Ek Gedenkstätte besuchen wollte, die außerhalb der Stadt liegt, hab ich mir für einen halben Tag ein Tuc Tuc gemietet. Mein Fahrer Lee (vermutlich der Name, den er Touristen nennt, weil er einfach auszusprechen ist, wahrscheinlich heißt er anders) war super, er sprach sehr gut englisch und hat mir viel erklärt. Außerdem ist er mit mir auch durch die kleinen Vororte Phnom Penhs gefahren, in die ich mich alleine wohl nicht verirrt hätte. Da die Straßen dort aber nicht befestigt sind und es extrem trocken war, war es eine ganz schön staubige Fahrt und ich war froh, (wie die meisten hier) einen Mundschutz zu tragen, um überhaupt atmen zu können. Hinterher war ich mit einer ordentlichen Staubschicht überzogen...besonders angenehm auf der ohnehin immer klebrigen Schweiß-Sonnenmilch-Haut ;-)
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Mein Fahrer Lee |
Hier ein paar verwackelte Bilder von der holprigen Tuc Tuc Fahrt (als es zu staubig wurde, hab ich die Kamera lieber eingepackt):
Kambodschas traurige Geschichte: Die Roten Khmer
So, jetzt ist es auch mal Zeit für ein ernstes Thema: Mein Besuch der Choeung Ek Gedenkstätte und des Tuol Sleng Museums. Dieser Tag war definitiv der traurigste auf meiner bisherigen Reise, aber ich bereue nicht, mir das "angetan" zu haben. Ich wusste vorher eigentlich nicht viel darüber, was während der Herrschaft der Roten Khmer in Kambodscha passierte. Da es vielen von euch wahrscheinlich genauso geht, gibt es jetzt eine kleine Geschichtsstunde.
Die Roten Khmer waren eine radikale Gruppe, die sich von der Kommunistischen Partei Kambodscha abspaltete. Ihr Anführer Pol Pot, der in Paris studiert und dort seine kommunistischen Ideen entwickelt hatte, baute nach seiner Rückkehr eine Guerillaorganisation auf, die vor allem aus Bauern bestand. Pol Pot verfolgte die Idee eines Bauernstaates, die komplette Bevölkerung sollte auf dem Land leben und in der Landwirtschaft arbeiten. Am 17. April 1975 begann die Herrschaft der Roten Khmer, die knapp 4 Jahre dauern sollte. Innerhalb von nur 48 Stunden wurde die Millionenstadt Phnom Penh komplett entvölkert und ihre Einwohner wurden auf den z.T. einmonatigen Fußmarsch in Arbeitslager in den Reisfeldern geschickt. Diejenigen, die den Fußmarsch überlebten, wurden zu 12 oder mehr Stunden am Tag härtester Arbeit auf den Reisfeldern gezwungen, die landwirtschaftliche Produktion des Landes sollte im ersten Jahr verdreifacht werden. Unter der Herrschaft der Roten Khmer ging jede Individualität verloren, Geld wurde abgeschafft, Banken, Krankenhäuser geschlossen, Bücher verbrannt und die gesamte intellektuelle Elite des Landes ermordet. Dies geschah auf den zahlreichen "Killing Fields", von denen Choeung Ek das bekannteste ist. Heute ist es eine Gedenkstätte die man mit einem Audioguide besichtigen kann. Da fast jeder Besucher einen solchen Audioguide hat und sich niemand unterhält, ist es extrem ruhig und fast unheimlich. Zu den einzelnen Stationen kann man sich Informationen anhören, aber es gibt auch Interviews mit Zeitzeugen und einige Musikstücke, die im Gedenken an die Opfer geschrieben wurden. Insgesamt wurden unter den Roten Khmer knapp 2 Millionen Menschen ermodert, fast ein Viertel der Bevölkerung. Sie wurden nachts auf Lastwagen nach Choeung Ek gebracht, den meisten wurde zuvor erzählt, dass sie nun endlich in ihre alten Häuser zurückkehren durften. Stattdessen wurden sie auf brutalste Art und Weise umgebracht. Da Gewehrkugeln als zu teuer galten, wurden die meisten mit Hacken oder Macheten erschlagen, Babys und Kleinkinder an Bäumen zerschmettert. Noch heute findet man in den zahlreichen Massengräbern Knochen und Kleidungsstücke, die nach und nach an die Oberfläche kommen.
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In der Stupa sind die Gebeine ausgestellt,
die in den Massengräbern gefunden wurden |
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Solche Palmenblätter wurden dazu benutzt,
den Opfern die Kehlen durchzuschneiden |
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Kleidungsstücke aus den Massengräbern |
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Jede Kuhle ein Massengrab |
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Killing Tree |
Im Januar 1979 wurde die Herrschaft der Roten Khmer durch den Einmarsch vietnamesischer Truppen beendet. Unglaublicherweise jedoch bestand die Gruppe weiterhin und wurde auch von den Vereinten Nationen als legitime Vertretung Kambodschas anerkannt. Erst 1997 wurden Pol Pot und andere Verantwortliche zu lebenslanger Haft verurteilt. Von Lee habe ich erfahren, dass die meisten Einheimischen tatsächlich nicht viel über die Massenmorde wissen, und auch in der Schule lernen die Kinder nichts über diese Zeit. Auch haben die meisten Einheimischen noch nie die Gedenkstätte besucht (der Eintritt ist für sie frei).
Choeung Ek habe ich die Menschen hier jedenfalls mit anderen Augen gesehen, da jeder über 36 diese Zeit miterlebt haben muss. Umso erstaunlicher ist die Offenheit und Fröhlichkeit der Kambodschaner!
Ja, neben all dem Schönen u. total Andersartigen gibt es dort die mehr als grausame Vergangenheit. Als damals ständig in den Nachrichten von den Greueltaten berichtet wurde, war man fassungslos, dass verirrte Gehirne so unmenschlich agieren können, aber es war weit, weit weg. Quasi in einer anderen Welt. Aber wenn man - wie du jetzt - am Ort des Geschehens davon erfährt u. die Indizien sieht u. Zeitzeugen erlebt, ist es umso erschütternder.
AntwortenLöschenDass diese Menschen je wieder fröhlich geworden sind, ist sicher eines der Wunder auf dieser Welt!
Wir sollten öfter mal darüber nachdenken, auf welch hohem Niveau wir oft klagen und auch Unrecht empfinden ...
Hallo Simone,
AntwortenLöschenTestversuch mit Hilfe von Deiner Mutter, Dir einen Kommentar zu schreiben.
Liebe Grüße
Elisabeth
Weihnachtsfeier ohne Dich :( Komm gut nach Australien rüber!
AntwortenLöschen... schön, dass du gut in Adelaide gelandet bist, vielleicht ist ein wenig (zivilisatorische) Ruhe gar nicht schlecht.
AntwortenLöschenDenk' nur daran, dass nach den vielen gegrillten Arachniden dort u.U. ein Funnel Web Spider auf der Terrasse lauert!
Ihr werdet wohl das Haus wechseln müssen!
wie schön, dass du sicher in Australien angekommen bist! Ich wünsche eine schöne sonnige Weihnachtszeit für Dich und Deinen Bruder und seine Frau! Genieß die Zeit!
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