Dienstag, 12. Juni 2012

Der blinde Aufstieg


Gunung Merapi (20.-21.05.2012):

Nach unserer Rückkehr von Karimunjawa und der Nacht auf dem Dach des Guesthouse gönnten wir uns erstmal einen Tag Ruhe, der nächste Tag sollte extrem anstrengend werden. Unser Plan war, den 2911 Meter hohen Vulkan Merapi zu besteigen, der sich knapp 30 km nördlich von Yogyakarta befindet. Meprapi heißt übersetzt „Berg des Feuers“ und ist der aktivste Vulkan in ganz Indonesien. Tatsächlich sagt mein Lonely Planet (geschrieben 2010), dass eine Besteigung aufgrund der hohen vulkanischen Aktivität bis auf unbekannte Zeit hin nicht gestattet ist…naja, scheint wohl veraltet zu sein ;-) . Aber natürlich haben wir das nicht auf eigene Faust entschieden, sondern eine offizielle geführte Tour gebucht. Los ging es am Abend des 20.05. um 22 Uhr. Mit dem Auto wurden wir vier in ein kleines Dorf gefahren, wo wir gegen 23:30 Uhr ankamen. Wir hatten am frühen Abend alle verzweifelt versucht, ein bisschen vorzuschlafen, aber das hat nicht so richtig geklappt…dafür fielen mir jetzt die Augen zu und als um 1 Uhr die Wanderung losgehen sollte, wollte ich alles andere als einen Vulkan besteigen…nur schlafen! Aber ich hatte es mir ja selbst so ausgesucht!
Außer uns war noch eine Gruppe von Backpackern dabei, ansonsten je ein einheimischer Guide pro zwei Touristen. Schon auf der Straße, die aus dem Dorf zum Berg führte, merkte ich, dass das kein Zuckerschlecken wird, es ging echt steil bergauf…und so bliebe es für die nächsten 4 Stunden! Es war zudem wieder eisigkalt. Durchs Klettern  waren wir zwar ziemlich schnell durchgeschwitzt, haben dann aber in den (wenigen aber dafür viel zu langen) Pausen nur gefroren…am nächsten Tag hatte ich die obligatorische Erkältung! Das gute am Nachtwandern ist, dass man nicht sieht, wie weit und wie hoch man noch klettern muss….und das blöde am Nachtwandern ist, dass man nicht sieht, wie weit und wie hoch man noch klettern muss! Man sieht nur den Vordermann im Schein der Stirnlampe. Jedenfalls habe ich mich mehr als einmal gefragt, wer eigentlich diese bekloppte Idee hatte (vielen Dank auch, Mark...Vulkan-Freak!!). 

So ungefähr sah der Weg ohne Stirnlampe aus...!



Erste Pause und schon voll fertig!


Nach ca. 3 Stunden erreichten wir ein Plateau, auf dem uns ein eisiger Wind entgegenschlug. Hier mussten wir noch ein bisschen warten und frieren, bevor wir die letzten Meter zum Gipfel mit Händen und Füßen erklettern durften, so dass wir pünktlich um 5:30 Uhr zum Sonnenaufgang am rauchenden Krater des Merapi standen. Was soll ich sagen? Die ganze Anstrengung hat sich mehr als gelohnt! Ein einmaliges Erlebnis! Wenn man sich ganz weit über den Kraterrand gelehnt hat, konnte man sogar Lava sehen! Und der Sonnenaufgang war auch wunderschön…und endlich wurde es ein bisschen wärmer!




Lava am Grund des Kraters


Alle warten auf die Sonne








Die Lichter von Yogyakarta im Hintergrund




Der steile Abstieg war vor allem für die Knie schlecht und meine Beine waren so schwach, dass ich echt langsam war. Aber Celine ging es genauso und so kamen als letztes unten im Dorf an. Dafür konnten wir die Stirnlampen endlich einpacken und endlich die wunderschöne Landschaft bewundern!




Der Blick vom Plateau zurück zum Gipfel...von wegen "die letzten paar Meter"!!!




Der Typ war noch ein bisschen besser zu Fuß


DerBlick zurück vom Dorf...gut, dass ich das vorher nicht gesehen hab,
dann wär ich wahrscheinlich zu Hause geblieben ;-)

Merapi in seine ganzen Pracht


Dort gab es dann erstmal Banana Pancake und Tee zum Frühstück. Aber für ein kamerafreundliches Lächeln hat es bei keinem von uns mehr gereicht!



Zurück im Hostel sind wir nur noch ins Bett gefallen und ENDLICH geschlafen. Um nicht komplett aus dem Rhythmus zu kommen, haben wir uns aber nur ca. 4 Stunden Schlaf gegönnt, und haben uns abends (unsere letzter Abend in Yogyakarta) nochmal mit Areei zum Essen getroffen. Für den nächsten Tag hatten wir Zugtickets in die indonesische Hauptstadt Jakarta gebucht.

Sonntag, 10. Juni 2012

Schnorchel-Flatrate

Karimunjawa (15. - 18.05.2012):



Karimunjawa ist eine kleine Inselgruppe (bestehend aus 27 Inseln) und liegt etwa 80 km nördlich der Küste von Java. Ich hatte ehrlich gesagt zuvor noch nie davon gehört, denn mein Lonely Planet erwähnt sie mit keinem Wort und sie ist dementsprechend nicht gerade eine Touristenhochburg. Aber Celine und Niek hatten ohnehin geplant, diese Inseln zu besuchen und so haben wir uns entschlossen, den Trip zu viert zu machen. Celine hatte online einen Touranbieter gefunden,  der uns  - nach einigem Handeln - ein komplettes 3-Tages-Paket (incl. Transport von Yogyakarta und zurück, Transfer auf die Insel, 3 Nächte im Homestay, Mahlzeiten, 2 Tage mit Boots- und Schnorchelausflügen zu den kleineren umliegenden Inseln) für knapp 70€ pro Person anbot…gekauft! Und wir mussten auch nicht lange warten. Nach unserem Treffen mit Areei um 19 Uhr gingen wir früh ins Bett, denn nachts um 2 Uhr sollte die Reise schon losgehen. Die Fahrt, bei der wir uns mit all unserem Gepäck und 6 Personen (wir vier, Areei und sein Fahrer) ins Auto quetschten, dauerte ca. 5 Stunden und brachte uns an die Nordküste Javas nach Jepara. Dort mussten wir dann noch ein paar Stunden auf die Fähre warten. Zum Glück hatten wir uns für das Fast Boat entschieden, das nur 2 Stunden für die Überfahrt braucht und außerdem noch relativ neu ist. Die Wartezeit am Hafen verbrachten wir mit Kartenspielen in einem kleinen Café (eher ein Verschlag), wo es Instant-Nudeln und Instant-Kaffee zum Frühstück gab. Die Überfahrt war einigermaßen schauklig und meine Seekrankheitstabletten waren nicht so richtig wirksam. Spaß ist anders. Als wir dann auf der Insel ankamen und unser Homestay bezogen, stellte ich fest, dass meine Kamera weg war! Keine Ahnung wo ich sie verloren hatte. Aber ich hatte sofort einen Typen im Verdacht, der uns beim Kartenspielen zugeschaut hatte und der neben mir und meinem Rucksack saß. Aber keine Ahnung, ob er sie wirklich genommen hat. Da ich auf Tabletten war und etwas neben mir stand, könnte es auch sein, dass ich sie irgendwie verloren hab. Bin jedenfalls gleich zurück zum Fähranleger, um zu fragen, ob einen Kamera gefunden wurde…natürlich nicht. Dafür versetzte ich aber die komplette Crew in helle Aufregung, da es einige Kommunikationsschwierigkeiten gab. Anschließend verbrachte ich eine halbe Stunde im Büro der Fährgesellschaft und erzählte die Geschichte zum 10. Mal. Ich hatte das Gefühl, dass sie sofort die ganze Insel mobilisieren wollten und den vermeintlichen Dieb zu finden, denn anscheinend hatten sie gleich jemanden im Verdacht…aber ich war ja gar nicht sicher, dass die Kamera tatsächlich geklaut wurde! Nach einiger Zeit konnte ich ihnen klarmachen, dass ich im Moment nichts anderes von ihnen wollte, als meinen Namen und Telefonnummer dazulassen, damit sie sich bei mir melden konnten, falls etwas gefunden wird. So haben wir es gemacht…und ich hab nie wieder was von ihnen gehört :-(



Der erste Blick auf die Insel



Egal, die Tage auf Karimunjawa waren trotzdem super schön! Gewohnt haben wir im Homestay von Areeis Familie. Areei ist 28 Jahre alt, ein absoluter Juventus-Fan, ist verheiratet und hat eine kleine 1 ½ Monate alte Tochter, von der er uns gerne Fotos und Videos zeigte. Außer uns wohnte dort noch Juliette aus Russland. Die Unterkunft war sehr spartanisch, aber funktionell. Das Bett war eine Matratze in einem ansonsten leeren Raum. Eine Dusche gab es nicht, sondern nur das traditionelle indonesische Bad mandi, ein Wasser-Bassin mit Schöpfkelle zum Duschen und für die Klospülung…geht auch wenn nichts anderes da ist! Da das Haus direkt am Wasser lag, saßen wir zu den Mahlzeiten immer auf der Terrasse mit Blick auf den Hafen. Allerdings führte unterhalb der Terrasse auch das Abflussrohr aus dem Badezimmer ins Wasser, so dass man immer ganz genau sehen konnte, was gerade auf Toilette passierte…etwas ZU genau manchmal ;-)
Nach einem Willkommens-Lunch (Chicken & Rice) liefen wir den Nachmittag über durch den kleinen Ort auf der Hauptinsel. Keine westlichen Touristen außer uns! Das ist einerseits gut, auf der anderen Seite gibt es deswegen anscheinend auch keinen Grund für die Bevölkerung, die Straßen ein bisschen sauber zu halten…überall Müll! Aber dafür waren die Leute total freundlich und aus allen Hauseingängen grüßten uns winkende Kinder mit „Hello Mister!“. Am Abend fanden wir ein nettes Restaurant mit dem schönen Namen Cafè Amore, wo wir im warmen Sonnenuntergang Karten spielten und kühle Fruchtshakes tranken…achja! 



Unser Homestay

Gegen den nächtlichen Moskito-Angriff wurde das Loch
über der Tür mit Zeitungspapier  zugeklebt ;-)

Und so schön pink...man beachte auch den Vorhang vorm Fernseher!


Das Bad


Am nächsten Tag ging es gleich früh aufs Boot. Der erste Stopp war eine kleine Sandbank mitten im Meer. Dann ging es zu mehreren Schnorchelplätzen und Inseln, zum Lunch gab es frischen Fisch und „Chicken & Rice“ (wie fast überall) am Strand. Dann war wieder Schnorcheln angesagt. Ein echtes Unterwasserparadies: Korallen, die buntesten Fische, Seesterne, Seeigel usw. Und ich hab sogar Nemos gesehen! 


Unser Gastgeber Areei


Das Ausflugsboot

Die Sandbank mitten im Meer!










Der Sprungwettbewerb: Celine

...Niek

Mark....

...Simone...naja, Abzüge in der B-Note!






Lunch

Lunch zusammen mit dem Lunch...

Fliegen-Alarm

Gruppenfoto mal anders!



Abends brachte uns das Boot direkt zum Homestay..
.links ist übrigens das zuvor erwähnte Abflussrohr ;-)


Unsere Stammkneipe Café Amore


Blick vom Homestay



Am nächsten Tag stand ein ganz ähnliches Programm auf dem Plan…aber bei dieser Unterwasserwelt wird das Schnorcheln einfach nicht langweilig! Außer uns waren an diesem Tag noch eine Gruppe indonesischer Jugendlicher auf unserem Boot dabei, die Mädels dabei alle komplett verhüllt. Aber anscheinend in spezieller moslem-freundlichen Schwimmkleidung, faszinierend! Auch ansonsten war es voller als am Tag zuvor und es waren immer mehrere andere Ausflugsboote an den Schnorchelplätzen. Allerdings handelte es sich zum Großteil um einheimische Touristen. Zum Lunch gab es mal wieder…Chicken & Rice! Am Abend fuhren wir zu einem schönen (leider überfüllten) Strand, wo es frittierte Bananen gab und wir den wunderschönen Sonnenuntergang genießen konnten. 





Areei konnte zwar nicht schwimmen....

...aber tauchen dafür umso besser! Er war soo dünn, man wollte ihn nur füttern!


Schnorcheln ist anstrengend!

Lunch




So schnorchelt die modebewusste Muslimin ;-)





Eine Beinstudie









Die komplette Truppe


Unser letzer Abend mit Areei

Am Mittag des 15. Mai ging es zurück nach Yogyakarta. Es herrschte mal wieder ein Verkehrschaos, so dass wir wieder einmal erst um 23 Uhr ankamen. Wir hatten es schon vermutet: da Himmelfahrt auch hier ein Feiertag ist, war die Stadt randvoll mit Touristen und es war unmöglich noch ein (bezahlbares) Zimmer zu bekommen, schon gar nicht um diese Uhrzeit. Wir hatten natürlich schon bei unsere Abreise ein Zimmer reservieren wollen, aber das ging wegen des Feiertags nicht. Nach verzweifelter Suche gingen wir wieder zum Utar Losmen, in dem wir zuvor gewohnt hatten und fragten, ob wir im Flur auf den Sesseln schlafen könnten (für die folgende Nacht hatten wir hier ein Zimmer gebucht). Die Herbergseltern (die wohl bereits geschlafen hatten) waren sooo nett und stellten uns daraufhin ihre Dachterrasse zur Verfügung, wo wir unter der Wäscheleine und offenem Himmel schlafen konnten...und das für umsonst! Etwas hart, aber ein echtes Erlebnis!